Vor einigen Tagen kam „When evil lurks” von Regisseur Demián Rugna in die polnischen Kinos, ein Film, der von vielen Zuschauern bereits als einer der besten Horrorfilme des letzten Jahres gefeiert wurde. Es handelt sich um eine seltene, atmosphärische und schaurige Mischung aus einer Besessenheitsgeschichte und einem Seuchenfilm, der seinen Horror aus der südamerikanischen Folklore schöpft.
Der Film spielt auf dem argentinischen Land, wo die Brüder Pedro und Jamie auf die Spur eines mysteriösen Dämons stoßen, der im Körper des kranken Uriel gefangen ist. Um das Problem loszuwerden, packen sie den Mann in einen Pickup und beschließen, ihn an einen unbestimmten Ort zu fahren. Wie erwartet, geht der Plan nicht auf, und Uriel verschwindet unter mysteriösen Umständen. Von da an beginnt ein ungleicher Zweikampf mit einem mächtigen und rätselhaften Dämon, der unter den Dorfbewohnern und der nahe gelegenen Stadt Chaos anrichtet.
Das Intrigenspiel ist nicht besonders komplex. Rugna konzentriert sich hauptsächlich auf den Kampf der Protagonisten gegen die Bedrohung, anstatt zu versuchen, die Ursachen herauszufinden und einen tieferen Kontext für die Geschichte zu schaffen. Einerseits kann man hier drehbuchtechnische Faulheit oder Ohnmacht feststellen. Andererseits liegt in diesem Ansatz auch die größte Stärke des Films. Denn der Regisseur greift auf das Motiv des Urbösen zurück, das nicht nur durch die Auswirkungen seiner Handlungen, sondern auch – oder vielleicht vor allem – durch die Unwiderstehlichkeit des Phänomens selbst erschreckt. Die Protagonisten des Films tappen im Dunkeln, und je mehr Stunden vergehen, desto verwirrter und verzweifelter werden sie. Unfähig, sich einen Reim auf das zu machen, was um sie herum geschieht, sind sie gezwungen, nach dem Zufallsprinzip zu handeln, was eine Lawine von weiteren Unglücken auslöst.
Die Handlungen des Dämons selbst erinnern an eine Art Ausbruch aus Zombiefilmen, bei denen sich die Protagonisten vor dem direkten Kontakt mit den Besessenen hüten müssen. Das “Böse” infiziert seine Opfer; es tarnt sich in deren unscheinbaren Körpern, um dann anzugreifen, wenn man es am wenigsten erwartet. Dabei verschont es im Grunde niemanden – Tiere, Kinder und sogar Behinderte. In dieser nihilistischen (Pedro spricht ausdrücklich vom Tod der Kirche), trostlosen und düsteren Vision von Rugna ist niemand vertrauenswürdig und eine potenzielle Bedrohung.
Obwohl “When evil lurks” formell eine internationale Koproduktion zwischen Argentinien und den USA ist, scheint der Look und die Stimmung des Werks mit seiner Härte, seinem Defätismus und seiner wortgetreuen Darstellung von Gewalt (mit einem relativ geringen Budget gelingt es, einige wirklich überzeugende und kreative Gore-Szenen zu kreieren) eindeutig eher einer südamerikanischen Sensibilität zu entsprechen. Der Film wurde in der realen Provinz Buenos Aires gedreht, und die Schauspieler, die darin auftreten, sprechen nur die Landessprache. Bemerkenswert sind auch die Anspielungen auf die reiche Folklore Lateinamerikas, wie z. B. der in dieser Region beliebte Luz-Mala-Mythos. Der Regisseur selbst gibt zu, dass er die Dörfer der Region ausgiebig bereist hat, um sich über die Legenden und den Glauben der Einwohner zu informieren.
Und so ist auch sein Film. Rugna führt die mysteriösen Figuren des Fäulniserregers, der Putzfrau oder Jimena in die Geschichte ein, ohne dabei viel hinzuzufügen. Interessanterweise fehlen die für das Horrorkino typischen Skeptiker, die um jeden Preis versuchen, die Situation zu rationalisieren. Den Protagonisten ist fast von Anfang an klar, dass sie es mit einer übernatürlichen Macht zu tun haben, aber das bedeutet nicht, dass sie in einer privilegierten Position sind. Ebenso wenig wie die Zuschauer – vor allem diejenigen, die aus geografisch entfernten Ecken kommen -, die durch eine solche Perspektive in einen Zustand des Unbehagens und der Konsternation versetzt werden können, ausgelöst durch ein Gefühl der Fremdheit gegenüber der Welt, in die sie irgendwie hineingeworfen wurden.
Obwohl der Regisseur die südamerikanische Mythologie zelebriert, entzieht er sich nicht völlig der Realität. Mehrmals in seinem Film deutet er soziale Themen an, wie die Passivität der lokalen Behörden, die nur darauf lauern, sich das Land der einsamen und armen Provinzbewohner anzueignen. Auch die familiären Beziehungen der Protagonisten sind ein wichtiger Punkt in der Geschichte, insbesondere Pedro, der angesichts der Gefahr zu seiner Ex-Frau und seinen Kindern zurückkehren muss. In diesem Sinne kann man Rugnas Film als einen Kampf um die Wiedererlangung der Menschlichkeit in einer Welt lesen, in der sich die soziale Anästhesie ausbreitet.
“When Evil is Born” ist ein interessanter Vorschlag auf der Weltkarte des Kinos. Er ist Teil der wachsenden Popularität des Horrorkinos in Lateinamerika in den letzten Jahren, das noch vor nicht allzu langer Zeit hauptsächlich mit dem sozialen Kino in Verbindung gebracht wurde. Und obwohl Rugnas Film keineswegs ein eigenständiges Werk ist und bewusst auf das Erbe des Weltkinos zurückgreift, verleiht ihm die Betonung des lokalen Terrains, des Alltagslebens, der Kultur und der Sprache eine gewisse Genrefrische.
Recenzja: Paweł Kaczor
Zdjęcia: https://www.whenevillurks.com/
Rezension: Pawel Kaczor
Übersetzung: Zuzanna Lausz
Fotos: Offizielle Website des Films
“When evil lurks” – Informationen
Regie und Drehbuch: Demian Rugna
Produktion: Argentinien, 2024
In den Hauptrollen: Ezequiel Rodríguez, Eduardo Salomón, Silvina Sabater, Luis Ziembrowski
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